Auf wahlkabine.at kann man per Mausklick ungefähr 25 Fragen beantworten. Es dient als politische Orientierungshilfe und zeigt auf, wie die persönlichen Meinungen mit den Standpunkten der Parteien übereinstimmen. Auch vor der EU-Wahl bietet das Team wieder diesen Service an. Wir haben Konrad Becker befragt. Er ist Direktor des Instituts für neue Kulturtechnologie und Teil des Redkationsteams.
Wie entstand die Idee?
Becker: Die Wahlkabine ist ein Projket von t0 (Institut für neue Kulturtechnologie). Im Jahr 2001 wollte man ein Tool für politische Aufklärung anbieten. Inspiriert wurden wir durch ein ähnliches Modell aus Holland.
Wie werden die Fragen ausgewählt?
Becker: Es gibt drei Gruppen, welche sich mit der Ausarbeitung und Auswahl der Fragen beschäftigen: Das Redaktionsteam, eine Gruppe von Wissenschaftlern und diverse Medienpartner. Der Prozesss zieht sich über Monate. Zunächst findet eine Vorauswahl von 100 passenden Fragen statt. Danach wird selektiert bis noch ungefähr 40 Fragen übrig bleiben. Die Parteien müssen diese dann beantworten und Kommentare zu den jeweiligen Themen abgeben. Zum Schluss findet eine Redaktionskonferenz statt, bei der noch einmal selektiert wird. In vielen Sitzungen werden die Fragen dann immer wieder getestet und mit den Parteipositionen überarbeitet.
Wie verlässlich ist das Ergebnis?
Becker: Die Parteien arbeiten alle Fragen durch. Im Gegensatz zu anderen spielerischen Tools, bei denen man nicht genau weiß woher die Quellen eigentlich stammen, können wir somit eine hohe Qualität garantieren. Wir betonen immer wieder, dass das Ergebnis KEINE Wahlempfehlung ist, sondern der Orientierung dient.
Wie ist die Rückmeldung der User?
Becker: Die Rückmeldung der User ist sehr unterschiedlich. Natürlich bekommen wir immer wieder Beschwerden, aber auch sehr viel positiven Zuspruch. Es gibt auch Fälle, wo Politiker die Wahlkabine live durchspielen und dann auf ein komplett anderes Ergebnis kommen.
Was halten die Politiker von der Wahlkabine?
Becker: Politiker mögen die Wahlkabine nicht. In Wahlkampfzeiten wollen sie sich natürlich nicht zu (auch) unangenehmen Themen äußern und Stellung beziehen, weil sie befürchten, gegenüber der Konkurenz schlecht abzuschneiden. Wir erhalten manchmal Anrufe, bei denen sich die Politiker furchtbar aufregen.
Haben sich Politiker schon einmal geweigert die Fragen zu beantworten?
Becker: Zu Beginn, haben wir uns überlegt, was wir in so einem Fall machen würden. Deswegen wurden sofort Spielregeln festgelegt: Wenn die Parteien die Fragen nicht selber beantworten, werden wir das für sie erledigen. Das wollte natürlich niemand, somit haben wir dieses Sache gut im Griff.