Am 28. April hieß es auf Puls4 „Jeder gegen Jeden“. In 15 knackigen Duellen trafen die Spitzenkandidaten aufeinander, um über verschiedene Themen zu diskutieren. Dem Format geschuldet, mussten die Kandidaten dabei in kürzester Zeit den Kontrahenten aus seiner Komfortzone holen, um als Sieger aus dem Duell zu gehen. Doch wie haben sich die Kandidaten präsentiert? Hier ist eine kurze Analyse der Auftritte.
Johannes Voggenhuber – „Der Nationalstaat beweist seine Unfähigkeit jeden Tag.“
Voggenhubers Positionen sind durch seine grüne Vergangenheit ziemlich klar. Er ist strikt gegen Rechts („Der Kampf gegen Rechts ist unteilbar“), pro-europäisch und tritt für Umweltschutz ein. Voggenhuber spielt gerne seine Erfahrungs-Karte aus. Er sei schon so lange im Geschäft, habe viele Wahlkämpfe erlebt und spricht gerne aus seiner eigenen Erinnerung. Doch genau dieses Handeln lässt ihn an manchen Stellen überheblich wirken. Schieder störte sich im Duell zudem an seiner „grantigen Art“. Gerade im Duell mit Gamon wirkten seine Anspielungen auf ihre Unerfahrenheit im Gegensatz zu seinem Alter und seiner Erfahrenheit zu plump. All das spiegelte sich auch in den nach den Duellen durchgeführten Umfragen wider – er verlor die Meisten.
Claudia Gamon – „Wenn man ÖVP wählt, ist nicht klar, was man bekommt.“
Die einzige Frau der Runde hat den Abend gut genutzt. Sie platzierte wiederholt die wichtigsten Keywords („Chancengerechtigkeit“, „Generationengerechtigkeit“) und bediente ihre Wählerschaft durch bekannte Positionierung für eine EU-Armee und die „Vereinigten Staaten von Europa“. Sie war gut vorbereitet, teilweise etwas zurückhaltend. Aber gerade letzteres war phasenweise eine gute Taktik. Zum richtigen Zeitpunkt, wie gegen Vilimsky oder Karas, wurde sie auch offensiv und griff an, unterstellte der FPÖ unter anderem „Anti-Patriotismus“. Angesprochen auf die zahllosen Einzelfälle in der FPÖ fragte sie Karas „lässt Sie das kalt?“. Und die im Anschluss an die Duelle durchgeführten Umfragen bestätigten ihr gutes Abschneiden mit teilweise nur knappen Niederlagen gegen Größen wie SPÖ und ÖVP.
Harald Vilimsky – „Am Ende des Tages heißt es: ‚Othmar Karas allein zuhause im europäischen Parlament.‘“
Bereits bekannt ist das fast schon eingefrorene Grinsen, mit dem Vilimsky seine Duelle führt. Wenn möglich, werden Gespräche gestört und auf eigene Themen gelenkt. Stets muss die rechte Allianz in Europa verteidigt, wie auch auf Angriffe auf die Regierungs-FPÖ reagiert werden. Er ist ein erfahrener Politiker und weiß, wie er seine Wählerschaft bedient. Der FPÖ-Kandidat behält meist einen kühlen Kopf, lediglich Andreas Schieder konnte ihn ein wenig aus der Defensive locken – das Duell wurde anschließend als „Watschentanz“ bezeichnet. Besonders interessant war das Duell mit dem nationalen Koalitionspartner, da Karas bekanntermaßen nur wenige inhaltliche Überschneidungen mit FPÖ-Politik hat. Hier fiel Vilimsky vor allem mit destruktiver Diskussion auf, um Karas zu stören. Die Umfragewerte bescheinigten ihm ein gutes Abschneiden, ähnlich der aktuellen nationalen Politlandschaft.
Andreas Schieder – „Sie sind die Brandstifter in Europa.“
Den Abend über versuchte er den Spagat zwischen Roter, Grüner und ein wenig Schwarzer Politik zu schaffen, wodurch ihm mehrmals fehlende Glaubwürdigkeit durch Kollegen unterstellt wurde. Schieder war überraschend offensiv und versuchte vor allem Karas und Vilimsky über die Innenpolitik (politisch) anzugreifen. Sein Auftreten passte gut zum Format. Er nutzte die wenige Zeit, die er hatte, meist in der Offensive. Die Abneigung zwischen ihm und Vilimsky war deutlich merkbar. Das zeigt auch das an letzteren gerichtete, erwähnte Zitat zu Brandstiftern in Europa. Neben klassischer „roter Politik“ bezüglich Arbeitsmarkt und sozialen Standards, machte er sich auch für Umwelt-Themen stark. „Schieder gegen Jeden“ passte nur beim Duell mit Karas nicht ganz. Dieses erinnerte nämlich mehr an unspektakuläre alte Koalitionszeiten. Sein starkes Auftreten an dem Abend wurde ihm durch die (ex-aequo) meisten gewonnenen Duelle bestätigt.
Othmar Karas – „Es kommt auf die Abgeordneten an.“
Man merkte bei seinen Duellen, dass er ein erfahrener EU-Politiker ist. Karas weiß stets auf seine Erfahrung und Tätigkeit im EU-Parlament hinzuweisen. Entgegen der meisten anderen Kollegen verwendet er die Duelle, um auf seine bisherige Agenda hinzuweisen, welche er auch fortführen will. Dies war an mancher Stelle erforderlich, da er stets mit Angriffen über die nationale ÖVP-Politik zu kämpfen hat. Wieder und wieder muss er, wenn auch manchmal indirekt, darauf hinweisen, dass er mit der Politik von Kurz und teilweise auch der der EVP nicht viel gemein hat. Das wiederum verursacht beim Wähler (wie bei Gamon) eine gewisse Unsicherheit bezüglich der europäischen ÖVP. Gemäß der aktuellen innenpolitischen Wählerverhältnissen konnte er die meisten seiner Duelle gewinnen.
Werner Kogler – „Man kann nicht links blinken und rechts abbiegen.“
Kogler kam mit hochgekrempelten Ärmeln zu den Duellen und führte diese stets im Dialekt. Er bediente gewohnt grüne Themen und positionierte sich als einzige glaubhafte grüne Option. Beim Thema Verbrennungsmotoren meinte er, man müsse „weg von dem Klumpat“. Vilimsky fragt er, ob es christlich sei, wenn man „Leute absaufen lässt“. Karas wollte er nicht über Banken reden lassen, denn „da haben’s in Österreich genug gefladert“. Diese volksnahe und offensive Art war überraschend und hat sehr gut zum Format gepasst. Kogler konnte dadurch in Anbetracht seiner politischen Position sehr gute Umfragewerte einfahren. Und um seine Position weiß er Bescheid, denn „wir brauchen die 5%“.
Den ganzen Beitrag könnt ihr euch hier in der Puls4 Mediathek ansehen. Was denkt ihr? Wer hat sich am Besten präsentiert?