Nur noch eine Woche bis zur Wahl und Menschen von jung bis alt bereiten sich darauf vor. Aber wie stehen die älteren Österreicher*innen eigentlich zur Europawahl? Und haben Menschen aus der Stadt andere Meinungen dazu, wie jene vom Land? In den Tagen um Fronleichnam herum wurde eine Reihe an Straßeninterviews durchgeführt, um diese Fragen zu beantworten. Geführt wurden die insgesamt 25 Gespräche in Wien in der Währinger Straße und im Stadtpark und in Oberösterreich am Stadtplatz in Vöcklabruck und im Ortszentrum von St. Georgen im Attergau. Die jüngste Befragte ist gerade 40 Jahre alt geworden, der Älteste ist 69.
Es wurden sehr allgemeine Fragen gestellt, ob sie vorhaben, wählen zu gehen, wie sie im Allgemeinen zu der Wahl stehen, welche Themen ihnen besonders wichtig sind, aber auch spezifischere, wie die Frage, wo und wie intensiv sie sich über die Kandidat*innen und ihre Programme informiert haben.
„Die EU-Wahl ist eine Bereicherung für uns alle“
Aus den Antworten lässt sich herauslesen, dass die meisten (21 von 25 Befragten) vorhaben, ihr Wahlrecht zu nützen und wählen zu gehen. „Das bringt sich ja eh nichts“ ist der generelle Konsens der ausschließlich oberösterreichischen Nichtwähler*innen. Die meistgenannten Themen, die als wichtig erachtet werden, sind Migration, Klimapolitik und Krisenmanagement. Ihre Meinung zur Europawahl teilten mir vor allem jene Befragten gerne mit, die ihr skeptisch gegenüberstehen. Von „Des is ja de reinste Verarsche dort in Brüssel“, über „Sowas braucht ja eh niemand“ bis hin zu „Is mir ois wurscht“ war alles dabei. Aber auch einige Befürworter*innen meldeten sich zu Wort. Eine Dame meinte: „Die EU-Wahl ist eine Bereicherung für uns alle, weil sie eine Gelegenheit bietet, aktiv über die Zukunft der Europäischen Union mitzuentscheiden und für ein besseres Europa zu sorgen“
„Da muss i nix mehr nachschauen, da verlass i mi drauf“
Die Mehrheit der in Oberösterreich Interviewten gab an, sich über traditionelle Medien wie Fernsehen und Zeitung zu informieren, insbesondere durch Angebote des ORF. In Wien sieht es da ähnlich aus, nur gaben vermehrt Leute an, sich auf Online-Plattformen zu informieren und mithilfe interaktiver Tools, wie z.B. Wahlrechner.at, zu entscheiden, welche Partei am besten zu ihnen passen würde. Im Durchschnitt gaben die Befragten an, sich regelmäßig mit den Themen und Parteien auseinanderzusetzen und vor der Wahl noch etwas tiefer in die Materie einzutauchen. Ein Mann erklärte, er habe einmal den Wahlrechner gemacht und wählt jetzt die Partei, die ganz oben war – ohne weitere Recherche. „De werden scho wissen was de machen – da muss i nix mehr nachschauen, da verlass i mi drauf.“
„Als erstes bin i schau nu Österreicher, aber dann direkt Europäer“
Auf die Frage, ob sie sich als Europäer*innen sehen und ob das ihre Wahlentscheidung beeinflussen würde, waren sich fast alle einig: Ja. Ein Mann bringt die Ansichten der Umfrageteilnehmer*innen auf den Punkt: „Wir wohnen ja in Europa, da muss ma sich auch als Europäer fühlen. Als erstes bin i schau nu Österreicher, aber dann direkt Europäer.“ Ein anderer verglich Österreich mit einer Gemeinde und Europa mit einem Land: „In der Gemeinde kann man wählen was regional passiert und einem dadurch vielleicht mehr auffällt, aber das heißt nicht, dass man eine Wahl auf Bundesebene ignorieren soll.“
„Hauptsoch ned de Greanen“
Gibt es bestimmte Kandidat*innen oder Parteien, die Sie unterstützen oder ablehnen? Das war die letztgestellte Frage, die auch für am meisten Stimmung sorgte – sowohl für positive als auch negative. Ob eine 15-minütige Schimpftirade, warum die Grünen das Schlimmste sind, was uns jemals passieren hätte können oder ein intensives Streitgespräch zwischen einem FPÖ-Wähler und einer SPÖlerin – alles war dabei. Aber auch nett gemeinte konstruktive Kritik und Lobpreisungen an die Arbeit verschiedener Parteien wie der SPÖ und den NEOS waren mit von der Partie. Auch mit Ausschlussverfahren wurde gearbeitet, es fielen Aussagen wie „Auf jeden Fall was Linkes“, „Alles, was ein Ö im Namen hat“ und „Hauptsoch ned de Greanen“.