Was bedeutet Europa eigentlich für mich?

Anna Stürgkh sitzend bei einer ALDE Veranstaltung

Wenn am 9. Juni in Österreich die EU-Wahlen anstehen, gehen auch die NEOS mit ihrem langjährigen Spitzenkandidaten Helmut Brandstätter ins Rennen. Dieser Name dürfte zumindest bei einigen bekannt sein. Aber wer ist eigentlich Anna Stürgkh, auf Listenplatz zwei der NEOS für die EU Wahl? Was waren ihre Ambitionen, sich für die EU einzusetzen? Was bedeutet die EU für sie und für welche Themen möchte sie sich einsetzen?

So langsam geht’s los, laut Stürgkh. Während die letzten Wochen (noch) relativ ruhig waren, spürt sie nun, dass der Wahlkampf langsam aber sicher an Fahrt aufnimmt. Somit beginnt für die 30-jährige Stürgkh eine intensive Zeit voller Termine und Kampagnen, wo sie die Möglichkeit bekommt, über Europa zu reden, und in den Fokus zu stellen, was ihr daran so wichtig ist.

Adelige Vorfahren und dramatische Ereignisse

Ein erster kleiner Auftakt fand vergangene Woche im Rahmen eines Bezirkstreffens in Wien Neubau statt. Eine gute Gelegenheit für Stürgkh, über Politik, aber auch persönliches zu sprechen. Dass Stürgkh politisch aktiv ist, passt übrigens ganz gut zu der Geschichte ihrer adeligen Vorfahren, immerhin war der Name Stürgkh lange Zeit ein „Haus- und Hofname“ in der österreichischen Politik des vergangenen Jahrhunderts. Sogar das Vertrauen der Habsburger konnte man für sich gewinnen. So ernannte Kaiser Franz Joseph I. Karl Stürgkh im Jahr 1911 zum k.k. Ministerpräsidenten, eine Position, die er bis zu seinem tragischen Tod im Jahr 1916 innehatte. Durch seine Befürwortung für kriegerische Auseinandersetzungen und eine rigorose Pressezensur während des 1. Weltkrieges machte er sich nicht nur Freunde. Dies hatte zur Folge, dass Friedrich Adler, Sohn des sozialdemokratischen Politikers Viktor Adler, ihn am 21. Oktober 1916 im Hotel Meissl & Schadn in der Wiener Innenstadt mit einem Revolver erschoss.

Für Stürgkh selbst hat dieses Ereignis in ihrem Stammbaum freilich wenig Auswirkungen gehabt. Heutzutage ist es ihr aber wichtig, parteiübergreifend an wichtigen Themen zu arbeiten, um tiefe parteipolitische Gräben zu vermeiden und das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen. Das ist auch ein Ansatz, den sie im Europaparlament verfolgen möchte. Als stellvertretende Klubobfrau der Bezirksvertretung Wieden, und langjährige Bundesvorsitzende der JUNOS ist sie das tägliche Geschäft mit der Politik aber so oder so wohl schon gewöhnt.

Einschneidende Ereignisse

Ein herausragendes Erlebnis, welches Stürgkh unter anderem dazu bewogen hat, sich für die EU einzusetzen, war der Brexit im Jahr 2016. Zu jener Zeit war sie noch Geschichtsstudentin in Cambridge in Großbritannien und wurde mehr oder weniger von dieser Entscheidung überrollt. Und auch für den Rest der EU war der Brexit ein großes Thema, verbunden mit der Frage, was da wohl auf uns zukommen würde in nächster Zeit. Dies hat Stürgkh auch dazu bewogen, sich zum ersten Mal mit der Frage zu beschäftigen, was Europa eigentlich für sie bedeutet. An und für Europa zu arbeiten wurde für Stürgkh somit immer wichtiger, und nicht zuletzt durch die Geburt ihrer Tochter im vergangenen Jahr umso mehr befeuert. Denn die EU für die nächste Zukunft „fit“ zu machen ist für Stürgkh ein wichtiges Anliegen.

Politische Ziele und Anliegen

So setzt sie sich beispielsweise für eine Vereinheitlichung der Lehre ein, mit dem Ziel, Lehrabschlüsse EU-weit anerkennen zu lassen. Die internationale Anerkennung von Lehrabschlüssen soll sich am Bologna-System für Universitäten orientieren und so eine Grundlage für noch mehr Mobilität auf dem europäischen Binnenmarkt sorgen.

Darüber hinaus ist es Stürgkh ein großes Anliegen, das Erasmus-Programm weiter auszubauen. Dieses Programm wird von Studierenden zwar schon ganz gut angenommen, jedoch gibt es ihrer Meinung nach noch zu wenige Initiativen, um Erasmus auch für Schüler:innen zugänglich zu machen. Durch eine ganzheitliche Öffnung von Erasmus soll sichergestellt werden, dass es zu einer noch stärkeren Vernetzung von europäischen Universitäten, Hochschulen und Schulen kommt. Das Thema Bildung ist für Stürgkh übrigens deswegen so wichtig, weil sie selbst als Schülerin erlebt hat, wie wichtig es ist, in einem Umfeld aufgewachsen zu sein, wo ihre individuellen Stärken anerkannt und gefördert wurden. Wenig überraschend wäre der Ausschuss für Bildung somit auch ihre Top-Wahl, sollte sie es bis nach Brüssel schaffen.

Kein Wahlkampf ohne Herausforderungen

Das alles klingt natürlich sehr ambitioniert. Das weiß die Kandidatin auf Listenplatz zwei der NEOS auch und gibt zu, auch das ein oder andere Mal überfordert zu sein. Auch wenn sie das Ziel verfolgt, ins Europaparlament zu kommen, gehen nationale Belange und Sorgen nicht spurlos an ihr vorbei. Auf die Frage, wie man das subjektive Sicherheitsgefühl, vor allem in Wien, stärken kann, hat sie noch keine konkrete Antwort. Sie erkennt allerdings an, dass sie für Österreich und Europa ein Umfeld schaffen will, in dem sich alle Bürger:innen wohlfühlen. Auch ist ihr bewusst, dass für die EU-Wahlen sehr viele Mobilisierungsmaßnahmen erforderlich sein müssen, um die Wahlbeteiligung von 2019 von etwa 60 % auch dieses Jahr wieder zu erreichen, oder im besten Fall sogar noch zu überholen.

Ganz im Zeichen des Wahlprogramms der NEOS steht Anna Stürgkh also für eine ganzheitliche Strategie, die darauf abzielt, sowohl den Bildungs- als auch den Binnenmarkt zu vereinheitlichen und somit zu stärken. Ob sie die Chance bekommen wird, sich für ihre Anliegen einzusetzen, wird der 9. Juni 2024 zeigen.

“CC BY-NC-ND © ALDE Party”

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