Die bevorstehende Europawahl hat die politischen Parteien in Österreich dazu veranlasst, ihre Positionen zu verschiedenen aktuell wichtigen Themenbereichen zu präsentieren. Ein Blick auf diese Positionen zeigt viele Übereinstimmungen, aber auch teilweise sehr unterschiedliche Herangehensweisen der Parteien an die aktuellen Herausforderungen. Um das Wählen für Unentschlossene zu vereinfachen, werden hier die verschiedenen Standpunkte der antretenden Parteien zu derzeit wichtigen Themen verglichen.
Klima und Umwelt
Während die Grünen eine radikale Umweltpolitik fordern und sich für die Klimaneutralität bis 2040 einsetzen, betrachtet die KPÖ den Klimawandel als Klassenfrage und fordern eine Eindämmung der Förderungen für Agrargroßkonzerne und einen raschen Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Auch andere Parteien wie die SPÖ und die NEOS betonen die Bedeutung von Umweltschutz und Nachhaltigkeit, jedoch nicht als zentrale Punkte ihrer Wahlprogramme. Die ÖVP zeigt ebenfalls Engagement für den Umweltschutz, äußerte sich jedoch laut WWF nicht zum Ziel Klimaneutralität bis 2040 und die FPÖ fordert als einzige Partei sogar einen Ausstieg aus dem Green Deal.
Migration und Asyl
Die NEOS plädieren für eine Reform des Asylsystems, eine gemeinsame EU-Asylpolitik und eine Förderung von Arbeitsmigration um Fachkräfte nach Europa zu holen. Die SPÖ und die Grünen setzen sich für eine humane und solidarische Asylpolitik ein, während die FPÖ eine restriktivere Migrationspolitik befürwortet und einen strengeren Außengrenzschutz und Remigration fördern will. Die ÖVP setzt sich ebenfalls für strengere Kontrollen ein und möchte vor allem Schlepperkriminalität eindämmen. Die KPÖ fordert sichere Fluchtwege und möchte Abschiebungen in Krisengebiete stoppen. Des Weiteren setzen sie sich für eine verbesserte Integration von Asylbewerbern ein.
Wirtschaft und Finanzen
Die ÖVP bekennt sich zu einer Marktwirtschaft mit sozialer Verantwortung und setzt auf die Förderung von Leistungsorientierung sowie Wachstum für kleine und mittlere Unternehmen. Dabei sollen faire Löhne und eine gerechte Unternehmensbesteuerung Eigentumsbildung und Wohlstand ermöglichen. Die SPÖ betont die Notwendigkeit einer gerechteren Verteilung des Wohlstands und einer Stärkung des Sozialstaats, indem sie auf soziale Sicherheitsnetze und gerechte Löhne setzt. Die Grünen wollen eine nachhaltige und ökologische Wirtschaftspolitik, die Umweltschutz und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt. Die FPÖ legt ihren Fokus auf nationale Souveränität und die Stärkung der Wirtschaft durch Reduzierung der Bürokratie und niedrigere Steuern. Die NEOS betonen die Bedeutung von Innovation und Digitalisierung für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und setzen sich für weniger Bürokratie und niedrigere Steuern ein. Die KPÖ setzt auf eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte und eine gerechtere Verteilung des Reichtums, wobei sie gezielte staatliche Investitionen und Subventionen zur Förderung von Kleinunternehmen und lokalen Wirtschaftsinitiativen fordert.
Sicherheit und Frieden
Die ÖVP betont die Bedeutung einer starken europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie einer stabilen Nachbarschaftspolitik. Die SPÖ setzt auf eine friedliche und kooperative Außenpolitik, die auf Diplomatie und Dialog basiert und möchte sich in Zukunft mehr auf weltweite Krisen und Konflikte konzentrieren. Die Grünen plädieren für eine aktive Friedenspolitik inklusive Abrüstung und aktiver Bekämpfung von Krieg, Armut und Hunger. Die FPÖ betont die Bedeutung der nationalen Sicherheit und setzt sich für eine restriktivere Migrationspolitik ein, um die Sicherheit zu gewährleisten. Die NEOS befürworten eine starke europäische Außen- und Sicherheitspolitik sowie eine verstärkte Zusammenarbeit in der Verteidigungspolitik. Die KPÖ setzt sich ebenfalls für eine aktive Friedenspolitik ein und lehnt militärische Interventionen ab, während sie sich für die Stärkung der Diplomatie und der internationalen Zusammenarbeit zur Konfliktlösung einsetzt. Insbesondere auf den Nahost-Krieg und den Schutz von Zivilisten legen sie aktuell Wert.
Digitalisierung
Die ÖVP setzt sich für die Förderung von Innovation und digitaler Infrastruktur ein, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und Arbeitsplätze zu schaffen. Insbesondere im ländlichen Raum wollen sie ein flächendeckendes Glasfasernetz ausbauen. Die SPÖ betont die Bedeutung einer gerechten Digitalisierung, die niemanden zurücklässt, und setzt sich für den Schutz der Privatsphäre und eine ausgewogene Regulierung ein. Die Grünen legen einen starken Fokus auf eine nachhaltige Digitalisierung, die Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit berücksichtigt, während die FPÖ die Digitalisierung als Chance für Wirtschaft und Gesellschaft sieht und auf eine liberale Regulierung setzt. Die NEOS befürworten eine offene und innovative Digitalpolitik, die Chancen für alle bietet und den Datenschutz respektiert. Die KPÖ setzt sich für eine soziale und demokratische Gestaltung der Digitalisierung ein, die die Interessen der Menschen in den Mittelpunkt stellt und für eine gerechte Verteilung der Chancen und Risiken eintritt.
Europa
Die österreichischen Parteien präsentieren unterschiedliche Visionen und Ansätze zur Zukunft der Europäischen Union. Die ÖVP setzt sich für eine vertiefte Integration innerhalb der EU ein und betont die Bedeutung eines starken Europas in der Welt. Die SPÖ plädiert für eine gerechtere EU, die die Bedürfnisse der Bürger in den Mittelpunkt stellt und eine sozialere und solidarischere Union anstrebt. Die Grünen legen einen starken Fokus auf die Förderung des europäischen Gedankens und setzen sich für eine enge Zusammenarbeit in Fragen wie Umweltschutz und Frieden ein. Die FPÖ betont die Wichtigkeit nationaler Souveränität und fordert eine Begrenzung der EU-Befugnisse, spricht aktuell sogar von einem Austritt Österreichs aus der EU. NEOS befürworten eine EU, die auf Innovation und wirtschaftlicher Stärke basiert und sich für eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit einsetzt. Die KPÖ setzt sich ebenfalls für ein soziales und demokratisches Europa ein und fordert eine stärkere Beteiligung der Bürger an politischen Entscheidungsprozessen.
Der Vergleich der Positionen der österreichischen Parteien verdeutlicht die Vielfalt der politischen Ansätze und Ideen im Hinblick auf die Europawahl, so dass es mit Sicherheit für jeden Wähler eine passende Interessensvertretung gibt. Die Wähler haben die Möglichkeit, diese Positionen zu prüfen und ihre Stimme entsprechend abzugeben, um die Zukunft der Europäischen Union mitzugestalten. Es liegt an den Bürgern, ihre Verantwortung wahrzunehmen und sich aktiv an diesem demokratischen Prozess zu beteiligen.