Am vergangenen Montag, den 27. Mai, traten fünf der österreichischen Europawahl-Spitzenkandidat*innen im Rahmen eines Duellabends, veranstaltet von ATV, gegeneinander an. Lena Schilling (Grüne), Reinhold Lopatka (ÖVP), Helmut Brandstätter (NEOS), Andreas Schieder (SPÖ) und Harald Vilimsky (FPÖ) diskutierten zu vorgegeben Themen wie Klimaschutz und Asylpolitik. Im Bezirkslokal der Grünen in 1150 fand dazu ein Public Viewing statt: Interessierte versammelten sich, um Schillings Auftritt beim TV-Duell mitzuverfolgen.
Ein hitziger Anfang
Den Beginn der TV-Zweier-Konfrontationen machten Andreas Schieder und Lena Schilling zum Thema „Wie schützen wir das Klima?“. Während Schilling sofort klar macht, dass Klimaschutz ihr Hauptfokus in diesem Wahlkampf sei, betonte Schieder sein Motto „Europe first statt made in China“ und weist auf die Wichtigkeit der sozialen Leistbarkeit hin. Daraufhin folgen gegenseitige Schuldzuweisungen: Die Grünen hätten in den vergangenen fünf Jahren nicht nur bei der Durchsetzung eines österreichischen Klimagesetzes versagt, sondern wären auch für das Scheitern des Renaturierungsgesetzes verantwortlich, so Schieder. Schilling weist daraufhin, dass es die SPÖ-Landeshauptleute seien, die das Renaturierungsgesetz bis jetzt blockiert hätten. Die Behauptungen Schieders führen zu Kopfschütteln beim Publikum der Watch-Party. „Außer Schuldzuweisungen hat er nicht viel hervorgebracht.“ meint eine Zuschauerin.
Das Duell der Pro-Europäer
Nach einer fast freundschaftlichen Debatte zwischen Lopatka und Brandstätter zum Thema „Asyllager im EU-Ausland?“, diskutiert Letzterer mit Lena Schilling über die Frage einer EU-Armee und die Neutralität Österreichs. Der NEOS-Spitzenkandidat argumentiert für ein EU-Heer und stärkere Verteidigungsmaßnahmen, nicht zuletzt wegen des Skandals um russische Spione in Wien. Schilling setzt statt einer europäischen Armee auf humanitäre Hilfe im Ukraine-Krieg und die Aufdeckung von Desinformation. Hohes Lob gibt es vom Publikum als Schilling dazu aufruft, Neutralität neu zu denken: Sie beinhalte im Kern ein Stationierungs-, Bündnis-, & Angriffsverbot und solle in der Außenpolitik weiterhin leitend sein. Begeisterte Zuschauer*innen der Watch-Party erinnern sich nach der Debatte daran, dass die Partei der Grünen selbst aus einer Bewegung stamme. Schilling würde die Grünen in ihrem Ursprungsgedanken als Aktivistin abholen.
„Sie erklärt Lopatka Wirtschaft“
Genervtes Stöhnen ertönt aus dem Publikum, als Lopatka sich bei der Debatte gegen Schilling um ein Verbrenner-Aus gegen E-Autos ausspricht und China hauptverantwortlich für den CO2-Austoß macht. „Man solle bei der Realität bleiben“, so der ÖVP-Spitzenkandidat zu den Klimaschutzvmaßnahmen der Grünen. Schilling betont die Notwendigkeit einer Mobilitätswende, die Blockadehaltung der ÖVP sei zu wenig. Laut geklatscht wird in 1150, als Schilling ihren Standpunkt zur vermeintlichen Gefahr der Deindustrialisierung mit den Worten „So funktioniert Wirtschaft.“ beendet. Das Augenverdrehen Lopatkas wird bei den Zuschauer*innen der Watch-Party als Sieg für Schilling gewertet.
Die großen Widersacher
Das vorletzte Duell des Abends findet zwischen Vilimsky und Schilling statt. Das ausgewählte Thema „Asyl & Migration“ deutet auf eine spannende Debatte hin. Schilling behauptet, dass die FPÖ versuche Ängste zu schüren und nicht beachte, dass Asylrecht ein Teil der Europäischen Menschenrechtskonvention ist. Laut dem FPÖ-Spitzenkandidat seien die bisherigen Asylverfahren aufgrund steigender Kriminalität und einer „kulturellen Landnahme“ keine Option mehr. Einig sind sich die beiden Spitzenkandidaten aber in einer Sache: Die Sorge um Zuwanderung ist berechtigt. Die Debatte endet in einer hitzigen Diskussion über das Asylabkommen zwischen Großbritannien und Ruanda. Sich gegenseitig unterbrechend streiten die zwei Spitzenkandidat*innen, ob rechter oder islamistischer Terror gefährlicher sei – das sorgt für Schmunzeln im Publikum. „Gut, dass sie ihm keine Bühne mehr gegeben hat. Aber gegen Lopatka war sie weitaus stärker“, meint eine Zuschauerin im Bezirkslokal.