Am Freitag fand der globale Klimastreik von „Fridays for Future” statt. In Wien versammelten sich die Demonstrierenden um 17 Uhr am Platz der Menschenrechte. Die relativ geringe Anzahl an Demonstrant*innen war nicht zu übersehen. Der Platz war schätzungsweise höchstens zu einem Viertel gefüllt. Das Orga-Team sah sich in der Verantwortung, diese Darstellung jedoch zurechtzurücken und wies darauf hin, dass am 31. Mai eine Großdemonstration bezüglich der Europawahl geplant sei. Bei der gestrigen Demonstration wollte man sich stattdessen darauf fokussieren, dem globalen Süden als Sprachrohr zu dienen und dabei die Verbindung zur kommenden Europawahl zu spannen.
Debt for climate
Zu Beginn der Demonstration wurde das Mikrofon an drei Mitglieder von „Debt for Climate“ übergeben. Debt for Climate bezeichnet sich selbst als eine Bewegung aus dem globalen Süden, die den globalen Süden und Norden zusammenbringt, um die finanziellen Schulden des Südens zu streichen. Die drei sprachen im Namen von Aktivist*innen aus Kenia, Sambia und Ghana und gaben ihnen somit eine Plattform. Sie erläuterten, dass der afrikanische Kontinent und seine eine Milliarde Einwohner*innen lediglich für 4 % des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich sind, jedoch am stärksten darunter zu leiden haben. Auch die daraus resultierenden Umweltkatastrophen wie Hitzewellen, Überschwemmungen und die damit verbundenen Kosten blieben an den afrikanischen Ländern hängen. Dies hat zur Folge, dass Länder wie Kenia in die Staatsverschuldung bei internationalen Institutionen getrieben werden, um die durch den globalen Norden verursachten Naturkatastrophen zumindest halbwegs bewältigen zu können.
Der globale Süden und die „Klimawahl“
Die „Klimawahl“, wie Fridays for Future die kommende Europawahl gerne bezeichnet, steht in direktem Zusammenhang mit den vom Klimawandel ausgelösten Geschehnissen im globalen Süden. Im Rahmen der Demonstration wurden Statements einiger betroffener Länder vorgetragen, um die Verbindung zur EU besser verstehen zu können. Zu den Ländern zählten Nigeria, Ecuador, Kenia und Bangladesch, welche jedoch bei weitem nicht die einzigen Betroffenen der Problematik sind. Im Rahmen der Demonstration waren folgende Punkte im Fokus:
Das politische Engagement der EU sei keine Frage des Abwägens. Es sei zu hoffen, dass nicht nur die EU, sondern die ganze Welt von den bevorstehenden Wahlen profitieren werde. Entwicklungsprojekte, für die die Weltbank Mittel bereitstellen muss, sollten Priorität haben. Die EU sollte auch die internationale Zusammenarbeit zwischen dem Süden und dem Rest der Welt fördern. Diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, sind am stärksten von seinen Auswirkungen betroffen. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass Hitzewellen immer stärker werden und Menschen unter freiem Himmel schlafen müssen oder Kinder nicht mehr zur Schule gehen können. Die Forderungen des globalen Südens an die EU umfassen die Umsetzung sinnvoller Maßnahmen in der nächsten Legislaturperiode. Dazu zählt die Reduzierung der globalen Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius und die Priorisierung des Menschen über den Profit. Darüber hinaus gibt es Forderungen nach Reparationen und insbesondere nach Unterstützung durch den Norden. Die EU solle mit gutem Beispiel vorangehen, denn Solidarität sei jetzt notwendig, um die Zukunft aller zu sichern.
Die EU und die Klimakrise
Im Anschluss gab es eine letzte Rede, die sich mit der Rolle der EU in der Klimakrise befasste. Zu Beginn des Jahres wurde eine Studie veröffentlicht, die besagte, dass das 1,5-Grad-Ziel bereits überschritten worden sei. Der Redner sieht die EU als Vorreiterin bei Klimathemen, da sie ambitionierte Klimaziele aufstellt und weltweit viel bewirken kann. Er erinnerte daran, dass Fridays for Future 2019, im Jahr der Gründung bereits einen großen Einfluss auf die damalige Europawahl hatte und dabei auch erfolgreich war. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die EU-Kommission ihre Versprechen gehalten und größtenteils umgesetzt habe. Grundsätzlich sei die Frage beim Klimawandel nicht, ob sich etwas ändern müsse, sondern wann. Es wurde die Forderung aufgestellt, hohe fossile Subventionen möglichst schnell abzuschaffen und das Geld stattdessen für andere Zwecke zu verwenden. Die EU müsse schneller und vor allem mehr handeln als der globale Süden. Daher der Wunsch nach einer starken und progressiven Europäischen Union.
Wünsche und Forderungen an die EU
Abgeschlossen wurde die Demonstration damit, dass Teilnehmende die Möglichkeit hatten, selbst Wünsche und Forderungen an die EU auszusprechen, beziehungsweise niederzuschreiben. Zuvor hatte das Orga-Team bereits eine große Weltkugel mit Straßenkreide auf den Boden gemalt, um die man schließlich die Forderungen schreiben konnte. Zahlreiche Menschen griffen zur Kreide und schrieben ihre Wünsche auf. Dazu zählte Folgendes:
Act now, Stoppt die Klimakrise, Autofreie Städte, People before profit, Fähige Politiker*innen, Frieden, Erneuerbare Energien, Mehr Radwege, Übergewinne in Klimaschutz investieren, Solar Power, Stop exploitation of people and nature, und noch so viel mehr…